Nein sagen und Grenzen setzen

1 Warum wir schlecht Nein sagen können

1.1 Wir haben als Ja-Sager überlebt

1.2 „Warum kann ich so schwer Nein sagen?“

2. Warum es so wichtig ist, Grenzen zu setzen

2.1 Warum solltest du überhaupt Grenzen setzen

2.2 Ändere dein Mindest

3. Sag Nein, wenn du Nein sagen willst

3.1 Mit diesen 5 Tipps kannst auch du Nein sagen

3.2 Wie sagt man Kollegen Nein?

3.3 Wie kann man zu Kunden Nein sagen?

3.4 Wie sagst du dem Chef Nein?

4. Was du dabei gewinnst

4.1 Nein Sagen stärkt dein Selbstbewusstsein

4.2 Zum guten Schluss


81 % der Deutschen können nicht gut Nein sagen, Frauen noch öfter als Männer (Umfrage Infratest). Genau das ist es, was ich auch beobachte – in meinen Coachings und Seminaren.

Nein zu sagen fällt vielen Menschen schwer. Kennst du das auch? Du willst nett sein und den Kollegen helfen. Du freust dich, wenn du um Rat gefragt wirst. Du willst gebraucht werden. Du kommst unter Stress, weil du deine Aufgaben kaum noch schaffst und abends bist du nur geschafft, müde. Du hast keine Energie mehr, zum Sport zu gehen oder etwas Schönes zu unternehmen.

In diesem Artikel zeige ich dir, wie du Grenzen setzt bei unangemessenen Erwartungen oder respektlosem Verhalten – gegenüber Kollegen, Kunden, sogar dem Chef gegenüber. Damit du Nein sagen und tun kannst, was dir wichtig ist. Und das, ohne den anderen dabei vor den Kopf zu stoßen. Weiterhin erfährst du, warum ein Nein oft so schwerfällt und warum du trotzdem deine Grenzen setzen darfst, sollst und musst.


Es fällt uns so schwer, weil es viel leichter ist, JA zu sagen. Tatsächlich erspart es uns im Moment weiteres Nachdenken und Diskussionen. Doch anschließend haben wir die Arbeit damit. Ja sagen wir oft nur, um im Moment etwas zu vermeiden: ein schlechtes Gewissen dem anderen gegenüber, schlechte Stimmung, eine Diskussion oder eine Auseinandersetzung. Manchmal bedenken wir nicht die Folgen und sagen zu schnell Ja zu einer Bitte. Für den Augenblick hast du die Situation mit deinem Ja zwar entspannt, doch: Mit dem Ja, das du dem anderen schenkst, rutschen deine Prioritäten nach ganz unten.

Und: Wir nehmen die Bedürfnisse anderer wichtiger als unsere eigenen. Wir wissen nicht so genau, wo unsere Grenzen sind. Wir haben sie so oft ignoriert, dass wir sie kaum noch wahrnehmen. Wir spüren sie erst schmerzlich, wenn unser Körper protestiert.

Wir wissen nicht, wie wir Nein sagen können. Wie denn auch? Wenn wir uns nicht trauen, Nein zu sagen, bekommen wir keine Übung darin. Je öfter wir Ja sagen, obwohl wir es nicht wollen, desto schwieriger stellen wir es uns vor. Da hilft nur, es zu tun. Immer mal wieder. Du hast jeden Tag Gelegenheiten dazu.

Bevor ich dir einfache und wirksame Tipps gebe, wie auch du Nein sagen kannst, möchte ich dir noch zwei gewichtige Hinderungsgründe aufzeigen und deinen Blick darauf lenken, was deine roten Knöpfe, deine Triggerpunkte sind, die dich dazu bringen Ja zu sagen.


1.1 Wir haben als Ja-Sager überlebt

In der Evolution konnte der Mensch nur in der Gruppe überleben. Die einen gingen jagen, während die anderen sich um das Feuer kümmerten. Ein Mensch allein in der Wildnis war bald ein toter Mensch. Sich zu isolieren war gefährlich. Wir haben schon immer kooperiert. Um zu überleben, um etwas gemeinsam zu schaffen, um einander zu ermutigen und vieles mehr. Das ist in unserer DNA gespeichert.

Ein Nein von dir bedeutet nicht gleich, dass du dich isolierst. Deine Grenzen sind wichtig – um dich und das, was dir wichtig ist, zu schützen.

  • Vor chronischer Überlastung und Dauerstress.
  • Vor Übergriffen und respektloser Behandlung.

Um Nein sagen zu können, solltest du zunächst verstehen, welche Knöpfe andere drücken, um dein Ja zu bekommen. Lass uns schauen, welches typische Triggerpunkte sind.


1.2 „Warum kann ich so schwer Nein sagen?“

Der Satz „Ich kann nicht Nein sagen.“ stimmt so nicht. Jeder hat seine Trigger. So tappen Leistungsträger schnell in die Verantwortungsfalle oder sie überschätzen, was sie schaffen können. Ist dir Harmonie wichtig, wirst du Auseinandersetzungen vermeiden wollen. Wann kannst du schlecht Nein sagen? Was sind deine roten Knöpfe und vor allem: Was kannst du tun?

Du fühlst dich verantwortlich
Du kannst es nicht ertragen, wenn etwas Wichtiges nicht erledigt wird, weil sich niemand darum kümmert. Oder wenn eine Aufgabe in deinen Augen nicht gut genug erledigt wird. Schon springst du ein, um die Sache zu retten.
DENK DRAN: Wenn es nicht deine Verantwortung ist, dann ist es genug, darauf aufmerksam zu machen. Lass die Verantwortung da, wo sie hin gehört.

Du willst gebraucht werden
Gefragt zu werden, tut der Seele gut. Es ist ein tolles Gefühl, wichtig für andere zu sein. Das ist zutiefst menschlich, denn wir alle brauchen Anerkennung. Wir wollen einen Beitrag leisten und nützlich sein. Wir wollen wichtig sein für andere und uns mit ihnen verbinden.
DENK DRAN: Wenn du etwas nur tust, um Anerkennung zu bekommen, machst du dich emotional abhängig.

Du fühlst dich geschmeichelt
Gefragt zu werden bestätigt dir, Experte für etwas zu sein. Was du gut kannst, das tust du gerne – umso mehr, wenn jemand dich darum bittet. Wenn die Kollegin dich bittet, die Grafiken für ihre Präsentation zu machen, weil du da so wahnsinnig kreativ und schnell bist, dann freut sich die Expertin in dir.
DENK DRAN: Hier bist du leicht verführbar. Sag erst Ja, wenn du kurz darüber nachgedacht hast, ob du überhaupt Zeit dafür hast.

Du willst kollegial und hilfsbereit sein
Du sagst Ja, um Auseinandersetzungen und Konflikte mit Kollegen oder eine Diskussion mit dem Chef zu vermeiden. Du fürchtest, dich damit auszugrenzen, als egoistisch angesehen zu werden und keine Unterstützung mehr zu bekommen, wenn du eine Bitte ablehnst. Da übertreibt deine Fantasie. Das ist ganz allein dein Kopfkino. Arbeitest du in einem helfenden Beruf oder bist du selbstständig, dann…
DENK DRAN: Stets für andere da zu sein, ohne für sich zu sorgen, führt zu noch mehr Stress oder einem Burnout. Besser ist: Gut für sich sorgen, um dann gut für andere da sein zu können.   

Du überschätzt dich
Du überschätzt einfach, was du an einem normalen Arbeitstag schaffen kannst. Das passiert uns allen häufiger, als uns lieb ist. Mal ganz ehrlich: Wann gibt es schon einen normalen Tag ohne Unvorhergesehenes? Eine realistische Planung deines Tages kann hier schon Abhilfe schaffen. Auch wenn du keine Schwäche zeigen willst:
DENK DRAN: Erste Warnsignale deines Körpers sind wichtig! Sei achtsam mit dir.

Das sind die Punkte, deine Triggerpunkte, an denen du aus einem ersten Impuls heraus vorschnell Ja sagst – sogar wenn du innerlich schon spürst, dass du lieber Nein sagen solltest.

Finde mit diesem Test heraus, welcher Typ du bist und was du deinen Triggerpunkten entgegensetzen kannst.    

Du darfst dich vor Überforderung schützen. Hier kommt dein Mindset ins Spiel. In Kpitel 2 zeige ich dir auf, wie du das ändern kannst.


Und das ist auch gut so. Weil es gesund ist! Helfen setzt Endorphine im Gehirn frei. Da heißt es: Pass auf, dass du nicht zum Helfer-Junkie wirst! Damit du nicht im Burnout landest.

Auch wenn der andere über dein Nein vielleicht enttäuscht ist – du tust es nicht gegen ihn, du tust es für dich. Das beschädigt die Beziehung nicht gleich. Nach dem Grummeln habt ihr sogar mehr Klarheit darüber, was ihr voneinander erwarten könnt.


2.1 Warum es so wichtig ist, Grenzen zu setzen

Grenzen setzen hilft, sich vor Überlastung und Burnout zu schützen. Unsere moderne (Arbeits-)Welt verändert sich und das auch noch schnell. Sie fordert von uns Top-Leistungen, flexibel und erreichbar zu sein. In Zeiten von mobilem Arbeiten ohne klare Trennung zwischen Arbeit und Freizeit fällt das Abgrenzen und Abschalten noch schwerer. Wenn du keine klare Grenze für deinen Feierabend setzt, wirst du vermutlich im Bett noch berufliches Gedankenkarussell fahren.

Grenzen setzen stärkt dein Selbstwertgefühl. Alle fordern, dass du anderen wertschätzend begegnest. Warum sagt dir niemand, dass du ebenso wertschätzend mit dir umgehen solltest? Es ist das Normalste von der Welt, dass das auch für dich gilt. Also: Deine Bedürfnisse und Grenzen im Umgehen miteinander sind ebenso wichtig wie die der anderen.

Wer Nein sagt, gewinnt Zeit für sich und für das, was ihm wichtig ist. Er riskiert zwar Gegenwind, doch er zeigt damit innere Stärke und er zeigt, dass er für sich einsteht. Lieber eine Grenze deutlich markieren und einen Zaun ziehen, damit andere nicht dauernd ungefragt drüber latschen.


2.2 Ändere dein Mindset

Ja zu sagen ist das Normale – weil wir zuverlässig sein wollen, weil wir funktionieren wollen. Dabei vergessen wir leicht die eigenen Bedürfnisse. Erlaube dir, Grenzen zu setzen.

Ich hatte drei Coaching-Klienten(!) nacheinander, zwei Frauen und einen Mann, die genau das Problem hatten. Sie fühlten sich am Ende ihrer Kräfte, weil sie die Erwartungen anderer nicht enttäuschen wollten. Sie waren abends todmüde, konnten sich zu nichts mehr aufraffen. Gleichzeitig hatte der Stress sie so fest im Griff, dass sie nicht abschalten und nicht schlafen konnten. Ihre Energietanks waren leer. Im Coaching habe ich Ihnen ein paar Fragen gestellt, die ihnen die Augen geöffnet haben.

Mit diesen Fragen kommst du dir auf die Spur:

❓Wann gehst du über deine Grenzen?
Bei der liebenswerten aber chaotischen Kollegin, die mal wieder den Abgabetermin verschwitzt hat? Bei der fordernden Chefin, die ständig mit ganz dringenden Zusatzaufgaben um die Ecke kommt? Bei deinen Kindern, die eigentlich schon Aufgaben im Haushalt übernehmen sollten?

❓Warum gehst du trotzdem über deine Grenzen hinweg?
Großer Stress bedeutet Adrenalin pur. Du schaffst scheinbar Unmögliches. Es ist schon ein tolles Gefühl, das Chaos mal wieder gewuppt zu haben. Aber: Du nimmst dich und deine Bedürfnisse unter Adrenalin nicht mehr wahr.

❓Wie kannst du das ändern?
Der entscheidende Schritt ist, einen Moment innezuhalten und wahrzunehmen. Halte das nächste Mal kurz inne und frage dich, ob du nur Ja sagst, nur um jetzt eine lästige Diskussion zu vermeiden.

Leistungsträger sind großartig darin, Erwartungen anderer zu erfüllen und Ziele zu erreichen. Doch sie sind blind für ihre eigenen Bedürfnisse. Sie gestatten sich kein Nein und keine Pause. Wer sich nicht erlaubt Nein zu sagen, …

  • wird für die Ziele anderer eingespannt,
  • kommt nicht mehr zu seinen Aufgaben,
  • überlastet sich und fährt auf Verschleiß.

Die Wahrheit ist: Auch wenn ich dir 1.000 Tipps gebe, Du kannst erst Nein sagen, wenn du …

  • deine Wünsche und Ziele wichtig nimmst,
  • respektierst, dass du Bedürfnisse und Grenzen hast und sie ernst nimmst.

Deshalb habe ich dir all die Zusammenhänge aufgezeigt. Dein Mindset ist entscheidend.


2.3 Kurzer Exkurs Frauen und Grenzen

Ich möchte das Thema hier nur kurz anreißen. Es ist doch so: Als Frauen bekommen wir heute mit großer Selbstverständlichkeit weiterhin die alten Rollenhüte aufgesetzt, die wir zusätzlich zu unseren beruflichen Rollenhüten tragen sollen. Das geht schon in der Kindheit los. Häufig ist es so: Ist ein Mädchen laut, gilt es als frech und wird abgestraft. Bei einem Jungen freuen sich die Eltern, wenn er sich durchsetzt. Gibt es Streit, etwa beim Spielen, soll wer zurückstecken? Das Mädchen. Schon damals haben sie verinnerlicht, dass ihre Grenzen nicht wichtig sind und sie lieber nicht widersprechen. Da verwundert es nicht, dass es Frauen deutlich schwerer fällt, sich von Erwartungen anderer anzugrenzen. Dass sie mehr Aufgaben aufgeladen bekommen. Dass sich mehr Frauen überlastet fühlen als Männer.

Wo steht geschrieben, dass du als Ehefrau bzw. als Mutter automatisch die Einkäuferin, die Köchin, die Haushalts-Organisatorin, Terminkoordinatorin, der Kummerkasten und, und, und sein musst? Welche Aufgaben kannst du abgeben? 😉 Erlaube dir, deine Grenzen zu definieren.

Grenzen setzen kannst du nur, wenn du weißt, wo deine Grenzen verlaufen.

Hier nun die Tipps für ein Nein, das beim anderen ankommt. Du bekommst Formulierungen, mit denen du dich souverän abgrenzen kannst.

Du willst nicht nur wissen, sondern wirklich Nein sagen? Dann lade dir meinen Test herunter und finde heraus welcher Typ Du bist, warum du dich schlecht abgrenzen kannst und wie du das ändern kannst.


Notizblock mit dem Satz: It´s OK to say no.


Grenzen zu setzen – vor allem dem Chef oder einem Kunden gegenüber – erfordert schon etwas Mut. Dazu braucht es Selbstvertrauen und innere Klarheit. Das Anerkennen der eigenen (Über-)Belastung – oder der eigenen Grenzen fällt oft schwer, denn schließlich möchtest du nicht, dass andere dich als schwach oder gar als eigennützig sehen.

Bestimmt tausend Mal habe ich den Satz gehört, „Es fällt mir schwer, Nein zu sagen.“ Warum ist das so? Du stellst es dir schwer vor, weil du es noch gar nicht oder nur halbherzig versucht hast. Beim Laufenlernen war das auch so. Wir müssen ausprobieren, wie es geht. Irgendwann klappt es. Du musst es nur immer wieder versuchen.

Auf geht`s.


3.1 Mit diesen 5 Tipps kannst auch du Nein sagen

DER Tipp schlechthin ist: Begründe dein Nein kurz, aber rechtfertige dich nicht ausgiebig. (F) Ein kurzer Satz als Begründung genügt. Bleibe bei deinem Nein – freundlich und klar. Denke daran, dass du dich selbst schützen willst. Mehr nicht. Es geht nicht gegen den anderen.

1. Bitte dir Bedenkzeit aus

Reflexartig sagen wir oft „Ja“ zu einer Bitte und spüren schon im nächsten Moment, dass es sich falsch anfühlt. Du brauchst etwas, um diesen Impuls zu umgehen. Ich habe zwei geniale Tipps für dich:

  • Atme zuerst langsam aus, bevor du antwortest. Schon hast du ein Gefühl, ob du zusagen willst oder nicht.
  • Wenn du unsicher bist, dann hilft Zeit. Bedenkzeit. Bitte um etwas Zeit, um in Ruhe zu überlegen, ob du dem anderen den Gefallen tun möchtest. Denn: Ein klares Nein ist besser als ein halbherziges Ja.
    „Lass mich erst darüber nachdenken. Ich melde mich.“

2. Erkenne manipulative Strategien

Menschen, die permanent etwas von dir wollen, wissen genau, an welchem Knopf sie drehen müssen, um ein Ja von dir zu bekommen. Sie schmeicheln dir oder sie setzen dich unter Druck. Solche Menschen nutzen dich rücksichtslos aus bis du platt am Boden liegst. Hier MUSST du Nein sagen! Oft passiert dann etwas völlig Unerwartetes: Du gewinnst plötzlich sogar den Respekt dieser Person. Wenn der andere dein Nein nicht akzeptieren will, solltest du überlegen, …

  • ob du dauerhaft für so einen Chef arbeiten willst bzw.
  • ob du eine solche Freundschaft lieber sausen lässt.

In einem Coaching lernst du, wie du manipulative Strategien erkennst und aushebelst.
Der nächste Tipp könnte ein echter Game Changer für dich sein:

3. Führe dir die Folgen vor Augen

Mach dir klar, mit einem „Ja“ zur Bitte des anderen sagst du „Nein“ zu dir selbst. Zu deinen Wünschen und Zielen, zu dem, was dir wichtig ist. Machst du Überstunden, verpasst du vielleicht die Seepferdchen-Prüfung deiner Tochter. Frage dich vor deinem Ja, was das für dich bedeutet:

  • Werde ich mich ärgern, dass ich das übernommen habe?
  • Komme ich dadurch selbst unter Stress?
  • Welche meiner Aufgaben oder Vorhaben müssen dafür hintenan stehen?

So achtest du nämlich auf deine Bedürfnisse und nimmst sie ernst.

4. Sag klar und freundlich Nein

Du willst innerlich Nein sagen, du weißt aber nicht wie. Schließlich willst du den anderen nicht vor den Kopf stoßen. Im nächsten Kapitel findest du konkrete Formulierungen für typische Situationen. Übrigens: Deine Körpersprache kann entscheidend sein, ob dein Nein akzeptiert wird oder nicht.

Steh zu deinem Nein und verwässere es nicht. Schwierige Absagen solltest du allerdings vorher üben. So kannst du freundlich und trotzdem klar Nein sagen:

  • Schiebe keine billigen Notlügen vor. Wenn es auffliegt, wirst du unglaubwürdig.
  • Gib keine ausschweifenden Begründungen. Je länger du redest, desto mehr Gegenargumente lieferst du dem anderen.
  • Bleib bei deinem Nein. Auch wenn der andere verärgert reagiert. Begründe dein Nein kurz, damit es deinem Gegenüber leichter fällt, es zu akzeptieren.

5. Erlaube dir, Nein zu sagen

Mach dir klar, dass du gute Gründe für dein Nein hast. Wenn du spürst, dass etwas zu viel ist, dann ist ein guter Grund. Lass dir von anderen kein schlechtes Gewissen einreden. Dein Nein heißt, dass du dich hier nicht zuständig fühlst und die Sache dort lässt, wo sie hingehört – beim anderen.

Besonders für die Frauen, für die Leserinnen dieses Artikels: Nein ist ein vollständiger Satz. Bleib dabei, auch wenn der andere sauer reagiert. Du hast ihm schließlich nur eine Bitte abgeschlagen und ihn nicht beleidigt. Denk daran: Niemand kann es allen recht machen. Auch du nicht.

Wo möchtest du dich besser von unpassenden Erwartungen abgrenzen – gegenüber der Kollegin, einem Kunden, deiner Chefin? In den nächsten Kapiteln bekommst du passgenaue Strategien und Formulierungen.


3.2 Wie sagt man Kollegen nein?

Hier ist die Sache generell einfacher, denn ihr seid auf Augenhöhe. Wie ansonsten im Leben ist es ein Geben und Nehmen. Manche Menschen sind allerdings unglaublich gut darin, andere für sich arbeiten zu lassen. Begründe dein Nein kurz. So machst du deutlich, dass du das Anliegen ernst nimmst. Mach dir bewusst, dass du nicht die Person, sondern lediglich ihre Bitte ablehnst. Wenn etwas nicht deine Angelegenheit ist, dann spürst du das. Grenz dich souverän ab. Etwa so:

Bitte um Verständnis
„Tut mir leid. Es geht wirklich nicht.“

Suche Ausgleich
„Das kann ich gern für dich übernehmen. Wie sieht es aus: Könntest du mir dafür XY abnehmen?“

Lass die Verantwortung beim anderen
„Wenn ich mich recht erinnere, hat die Chefin dir die Aufgabe gegeben. Das ist deine Sache.“

Bleib konsequent
„Das hast du mich schon mal gefragt. Meine Antwort ist immer noch: Nein.“


3.3 Wie kann man zu Kunden nein sagen?

Ja, auch das darf man. Mitunter ist es sogar deine Pflicht, nicht jedem Wunsch deines Kunden nachzukommen. Nämlich immer,

  • wenn das gewünschte Ergebnis dadurch gefährdet wäre.
  • wenn eine bestimmte Qualität zu den Rahmenbedingungen des Kunden nicht zu erfüllen ist.
  • wenn die Wünsche des Kunden überzogen sind.
  • Wenn er nicht die Voraussetzungen schafft, dass du deine Leistungen vertragsgemäß erbringen kannst.

Dann ist es angesagt, miteinander ins Gespräch zu gehen.

  • Plant gemeinsam.
  • Besprich mit dem Kunden, was ihm besonders wichtig ist und ebenso, was du und dein Team leisten kannst und was nicht.
  • Vereinbart so genau wie möglich, wer was in welcher Qualität und in welcher Frist leistet.
  • Überlege dir genau, wozu du Ja sagen kannst. Dann bleibt die Kundenbeziehung vertrauensvoll – auch wenn ein Projekt zwischendurch mal ins Holpern gerät.

Suche gemeinsam mit dem Kunden nach Lösungen
„Lassen Sie uns gemeinsam besprechen, was Ihnen wichtig ist und wie eine Lösung dafür aussehen kann.“

Biete eine Alternative an.
„Natürlich können wir den Service für Modul Super für Sie übernehmen. Bei dem aktuellen Auftragsvolumen, müssten wir allerdings an anderer Stelle Abstriche machen. Etwa in der Betreuung beim Basis-Modul Easy. Was meinen Sie dazu?“

Bitte dir Zeit aus.
„Wir können das gerne für Sie tun. Geben Sie uns bis Ende nächster Woche Zeit. Bis dahin können wir das erledigen.“

Und nun zur ganz großen Kür:


3.4 Wie sagst du dem Chef Nein?

Einem Chef etwas abzuschlagen, erfordert schon mehr an Überwindung. Doch auch das ist wichtig – für dich und deine Gesundheit. Natürlich sind Ja-Sager beliebt:
Sie erledigen die vielen ungeliebten Aufgaben. Man kann sie immer fragen, ohne eine Abfuhr zu bekommen. Doch so bekommst du keinen Respekt, du landest vielleicht im Burnout, aber nicht oben auf der Karriereleiter.

Am besten ist, wenn du vorher schon geübt hast, wo es dir leichter fällt, etwa Kollegen gegenüber. Die wichtigste Regel hierbei ist: Bleibe immer respektvoll und verkneife dir, laut zu werden. Dein Chef wird einen guten Grund für seine Forderung haben, auch wenn sie in deinen Augen noch so unangemessen ist. Hier bekommst du ein paar gute Strategien an die Hand:

1. Biete eine Alternative an

„Tut mir leid, bei dem Meeting nachher kann ich nicht dabei sein. Ich kann aber gern die Präsentation dafür fertigstellen.“

2. Zeige Folgen auf

„Ich kann das gerne übernehmen. Das bedeutet allerdings, dass ich den Abgabetermin für das Projekt AlphaZett nicht halten kann.“

3. Konkretisiere die Aufgabe

Häufig formulieren Chefs Arbeitsaufträge sehr allgemein, wie etwa, „Stellen Sie mir mal Infos zu XY und Z zusammen.“ Du machst dir möglicherweise viel Arbeit und triffst doch nicht seine Erwartungen. Frag besser nach! Sonst musst du die ganze Arbeit vielleicht nochmal machen.

4. Priorisiere gemeinsam mit ihm

„Ich kann das gern machen, arbeite aber gerade unter Hochdruck an Projekt Alpha-Zett. Bis morgen braucht die Nachbarabteilung A1 meinen detaillierten Kostenplan. Sagen Sie, was hier Priorität hat.“

Die gute Nachricht ist: Mit diesen Tipps kann jeder lernen, Nein zu sagen. Fang klein an. Steigern kannst du dich immer noch. Aber: Fang an. Für dich.


4. Was du dabei gewinnst

4.1 Nein Sagen stärkt dein Selbstbewusstsein

Nein zu sagen erfordert schon etwas Selbstbewusstsein. Doch: du das Recht, für dich zu sorgen und mit Respekt behandelt zu werden. Den erwirbst du dir am besten, indem du für dich und das, was dir wichtig ist, einstehst. Es ist an dir, unrealistische Erwartungen als solche zurückzuweisen.  Du darfst für dich sorgen. Es ist sogar deine Aufgabe, denn nur du kennst deine Grenzen. Mach dir klar, welche Vorteile ein Nein für dich hat:

  • Du behältst den Fokus auf dem, was wichtig ist.
  • Du schaffst Freiräume für dich und deine Interessen.
  • Du sorgst dafür. dass deine Energietanks nicht leer werden.
  • Du stärkst dein Selbstbewusstsein.
  • Du gewinnst Respekt.

Eine tolle Vorstellung. Findest du nicht? Auch wenn ein Nein zunächst anstrengender ist und du Auseinandersetzungen lieber vermeidest, tust du gut daran, selbst-BEWUSST Grenzen zu setzen und für dich einzustehen. Für dich. Für deine Zufriedenheit. Für deine Gesundheit. Im Umgehen miteinander wird vieles leichter, wenn andere wissen, woran sie bei dir sind, was dir wichtig ist – ob im Job oder im Privaten.


4.2 Zum guten Schluss

Grenzen zu setzen und dein Nein klar zu kommunizieren ist nur ein Aspekt, um deine Resilienz und Selbstfürsorge zu stärken. Das ist ein umfassendes Thema. Aus diesem Grund habe ich zwei Angebote daraus entwickelt:

😊Du kannst in meinem 6-Wochen-Programm online und mit freier Zeiteinteilung deinen Weg raus aus der Stressfalle und zu mehr Zeit für dich gehen.
😊Im 1:1-Coaching entwickeln wir deine passende Strategie, um Grenzen zu setzen – für mehr Freiraum für dich.

Wenn du findest, dass es jetzt für dich an der Zeit ist, dich endlich von fremden Erwartungen abzugrenzen, dann probiere diese Tipps. In einem kostenfreien Kennenlerngespräch findest du heraus, ob du den Knoten für dich in einem Coaching mit mir lösen kannst.

  • Du lässt dich nicht mehr zum Ja-Sagen verleiten und lernst, wie du bei deinem Nein bleibst.
  • Du sagst Nein, wenn du Nein sagen willst, weil du sicher geworden bist im Kommunizieren deiner Grenzen. Ohne schlechtes Gewissen.
  • Es liegt in deiner Hand: Gewinne ME-Time für dich und stelle auf den Prüfstand, wofür du verantwortlich bist, was du tun willst – und was eben auch nicht. Sage Nein, wenn du Nein sagen willst.

Ich begleite dich gern auf deinem Weg dahin. Schreibe mir deine Fragen oder sichere Dir gleich ein kostenfreies Kennenlerngespräch

Mich fasziniert es und es berührt mich, wie Menschen aufblühen und ihr Leben leben, wenn sie zu sich stehen und ihre Freiräume sichern. Wie sie innerlich wachsen, wenn sie für ihre Bedürfnisse einstehen.

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