Führen in stürmischen Zeiten

Das einzig Sichere im Leben sind Veränderungen – das wusste schon meine Oma. Nicht alle Veränderungen finden wir toll. Besonders für Führungskräfte bedeutet Wandel, dass sie nicht nur sich selbst, sondern auch ihr Team durch unsichere Zeiten steuern müssen. Dabei stellen sich gleich zwei Fragen: Wie kann in führen in stürmischen Zeiten? Und: Wie kann ich negative Stimmung im Team in positive Energie und Zuversicht verwandeln?“

Wenn der Druck steigt – Ein Beispiel aus der Praxis

Eine Teamleiterin erzählte mir im Coaching: „Mir geht es gerade überhaupt nicht gut. Ich fühle mich total leer. An unserem Standort wurden schon viele Mitarbeiter entlassen. In meinem Team sind jetzt Mitarbeiter, die vorher in drei anderen Teams waren. Ich war immer stolz auf die tolle Atmosphäre in meinem Team. Und jetzt? Ich musste schon einige gehen lassen und immer wieder schlechte Nachrichten überbringen. Das schlägt mir auf den Magen und die Stimmung im Team ist auf dem Tiefpunkt.“

Unsicherheit, Frustration und eine lähmend schwere in der Atmosphäre im Team sind typisch bei Umstrukturierungen und Veränderungen. Negative Emotionen erfassen auch dich als Führungskraft. Wie kannst du damit umgehen und warum ist das überhaupt so?

Im Sog des Negativen

Unser Gehirn ist von Natur aus bequem, denn es will Ressourcen für den Ernstfall sparen. Es liebt Sicherheit – und genau deshalb registriert es Unsicherheiten und Veränderungen viel stärker als Positives. Dieser Negativity Bias sorgt dafür, dass eine schlechte Nachricht oder ein kritisches Feedback uns lange beschäftigen, während wir Erfolge oft nur kurz wahrnehmen. Probleme bauscht unser Gehirn gerne mal zu einer Katastrophe auf. Dagegen beschäftigt es sich kaum damit, was wir an Erfahrung und Fähigkeiten haben, um das Problem anzugehen. Als Führungskraft solltest du im Hinterkopf haben:

  • Schlechte Nachrichten wirken lange nach. Überlege, wie du im Team den Fokus auf Positives, auf Gelungenes lenken kannst.
  • Die Stimmung im Team kann durch Unsicherheit kippen. In schlechten Zeiten soll man es sich gut gehen lassen.
  • Auch deine Energie und mentale Kraft werden stark beansprucht und leiden darunter. Sorge gut für dich.

Nimm dir kurz Zeit und überlege: Wie ist das bei dir?
Wie stabilisierst du dich und dein Team?

Veränderungen lösen Unsicherheit und Stress aus – besonders, wenn wir sie nicht initiiert haben. Gut zu wissen ist, dass jede Veränderung in mehreren Phasen verläuft.  Dabei sollte uns vor allem bewusst sein: Erst wenn wir an dem Punkt sind, die Situation und die Veränderung als solche zu akzeptieren, sind wir offen für neue Wege.

Drei Strategien für dich und dein Team

Mit meiner Klientin habe ich in unserem Coaching an drei Strategien gearbeitet, die auch dir helfen können:

Positives wahrnehmen und würdigen:

Neben schlechten Nachrichten gibt es immer, in jeder Situation, auch Positives und Gelingendes. Meine Klientin hat ein Brainstorming zu freudigen Momenten, Fortschritten und Erfolgen gemacht. Anschließend begann sie, bewusst kleine positive Dinge zu benennen – das half enorm, die Stimmung im Team aufzufangen und wieder zu drehen.

Self Care – eigene Energie bewahren:

Stress kostet Energie. Umso wichtiger ist es gerade in Phasen von Unsicherheit, die eigenen Kraftquellen zu kennen und die „Energie-Tankstellen“ regelmäßig anzusteuern. Wir haben ein paar Kraftquellen identifiziert. So hat meine Klientin das Radfahren für sich wiederentdeckt. Sie fährt jetzt mit dem Fahrrad zur Arbeit und genießt die morgendliche Frische.

Reden. Eine Perspektive geben:

Besonders unangenehm an Veränderungen ist das Gefühl keine Kontrolle zu haben, ausgeliefert zu sein. Da geht es dir ebenso wie deinen Mitarbeitern – und das darfst du zugeben. Auch du als Führungskraft weißt nicht, wie die Zukunft aussieht. Meine Maxime ist dann – wie auf nebliger Straße – Fahren auf Sicht. Kommunikation ist dann besonders wichtig. Wir haben herausgearbeitet, wie sie im Team über anstehende Veränderungen zu sprechen kann, um mit den Mitarbeitern zu schauen, wie sie am besten damit umgehen können.

Aus der Lähmung ins Tun kommen

Wir Menschen unterschätzen unsere Fähigkeit, Probleme lösen zu können und kreisen deshalb oft um unsere Sorgen. Ein entscheidender Faktor, um in Krisen handlungsfähig zu bleiben, ist das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten, die Überzeugung, schwierige Situationen aus eigener Kraft bewältigen zu können. Dieses Vertrauen rutscht uns gerade dann oft weg. Deshalb hier zwei Tipps von mir:

  • Mach dir deine früheren Erfolge bewusst und was du im Leben schon geschafft hast.
  • Denk daran: Nicht alles liegt in deiner Hand . Konzentriere dich auf das, was du verändern oder beeinflussen kannst.

Die positiven Veränderungen – Was sich im Team tat

Nach einigen Wochen berichtete mir die Teamleiterin sichtbar gelöst, was sich verändert hatte – bei ihr und im Team:

  • Sie beschrieb die Stimmung als leichter und freundlicher, obwohl die Situation sich nicht geändert hatte.
  • Die Mitarbeiter arbeiteten wieder besser zusammen.
  • Sie selbst fühlte sich weniger ausgelaugt, weil sie sich immer wieder klar machte, was sie beeinflussen kann und sich darauf konzentrierte. Das empfand sie übrigens als größtes Aha-Erlebnis.

Steckst du gerade tief in einer Veränderung?

Wenn du einen Impuls brauchst, um raus aus dieser Spirale und hin zu mehr Zuversicht, rein ins Handeln zu kommen, dann schreib mir einfach eine Mail an: kontakt@beratung-thiele.de

Absolut lesenswert dazu ist auch das Buch von Kara Pientka: Self Care Next level

https://www.campus.de/buecher-campus-verlag/business/fuehrung/selfcare_next_level-18183.html

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