Schmerzpunkt Angst vor dem Scheitern

Scheitern. Etwas vor die Wand fahren. Die Angst vor dem Scheitern ist unser größter Schmerzpunkt. „Die anderen schaffen es doch auch. Wenn ich das nicht hinkriege, dann …“ Unsere Fantasie malt sich die schlimmsten Szenarien über die Folgen aus. Die Angst zu versagen kennt wohl jeder. Sie  ist weiter verbreitet als man meint – bis ins Top-Management. Wir vergleichen uns mit anderen und sehen jeweils deren erfolgreiche Momente. Über Social Media verstärkt sich der Eindruck, die anderen seien stets erfolgreich, glücklich und zufrieden. Der Druck selbst erfolgreich zu sein steigt und versetzt uns in Stress. Der innere Satz „Ich bin nicht gut genug.“ blockiert persönliche Entwicklung und verhindert Erfolge.

  • Vielleicht haben Sie eine interessante Aufgabe deshalb schon einmal nicht übernommen.
  • Sie haben sich die Leitung eines spannenden Projekts nicht zugetraut.
  • Sie haben eine Beförderung oder ein spannendes Jobangebot ausgeschlagen, weil sie an sich gezweifelt haben und dachten, Sie seien nicht gut genug geeignet.

Versagensangst kann uns blockieren

Mir ist das auch schon passiert. Nach der Schule habe ich eine Ausbildung absolviert, weil ich daran gezweifelt habe, ob ich ein Studium schaffe. Ich hatte meinen Schulabschluss „Mit Auszeichnung“ gemacht und einen Notendurchschnitt von 1,1! Nach der Ausbildung wusste ich eines: Ich muss raus aus der Enge und raus aus diesem Job, der mich unglücklich macht. Ich kann mehr. Ich muss meinen Traum wahr machen. Ich habe sofort (im Abendstudium!) das Abitur an der Volkshochschule nachgeholt und anschließend Sprachen studiert. Wir können viel mehr als wir glauben – wenn wir fest an uns glauben. Die größte Beschränkung liegt oft in unserem Kopf. Wir trauen es uns einfach nicht zu. Vor allem Frauen lassen sich schneller verunsichern und neigen dazu, an sich zu kritisieren zweifeln.

Was alles kann passieren, wenn Sie sich diesen Satz nicht mehr glauben?

Von einer, die ihre Angst vor dem Scheitern überwunden hat …

Frau Murka, Projektleiterin für IT-Projekte in einem Versorgungsunternehmen (50 Mitarbeiter)

Sie beschreibt: „Ich bin ursprünglich Elektrikerin und war schon damals die, die geholt wurde, wenn keiner mehr weiter wusste. Ich war oft „Feuerlöscher“. Irgendwie bin ich in die IT gerutscht und war fasziniert. Ich musste mich zwar durchbeißen, aber hier habe ich meine Berufung gefunden. Ich habe allerdings ein großes Problem, das mich bis in den Schlaf verfolgt. Vor jeder Projektbesprechung mit hierarchisch Höhergestellten, Bereichsleitung oder gar Vorstand, bekomme ich „Manschetten“. Mir schlägt das Herz bis in den Hals, meine Hände werden feucht. Ich werde unsicher, weil ich nicht weiß, wie viel Fachwissen sie haben und wie viel ich erklären soll. Mir fehlen die Argumente und ich zweifle , ob ich das hinkriege. Einmal hatte ich sogar kurz einen richtigen Black Out. Wie komme ich raus aus meinem Tunnel von Angst und wie erreiche ich die anderen in den Projektbesprechungen?

Wie haben wir das im Coaching gelöst?

  • Schnell ist deutlich geworden, dass sie extrem hohe Ansprüche an sich hat. Zunächst haben wir ihre innere Überzeugung „Ich blockiere mich immer.“ aufgedeckt und ihren kraftvollen Satz gefunden: „Ich weiß, dass ich es kann.“ Sie sollte nun auf ihre Selbstgespräche achten und sich an ihren kraftvollen Satz erinnern.
  • Ein wichtiger Schritt war getan, nachdem wir ein exemplarisches Gespräch analysiert und vorbereitet hatten, wie sie sich passender verhalten kann. Sie war bislang so angespannt in ihrem Anspruch an den Projekterfolg, dass sie nur ihre Perspektive sehen und einfach nicht zuhören konnte.
  • Wir haben herausgearbeitet, welchen Anteil sie am Gelingen eines Projekts hat und den Bereich ihrer Verantwortung eingegrenzt. Der Gedanke, dass auch andere Mitverantwortung tragen, war ein Schlüsselmoment für sie. Nicht nur für ihre Projektbesprechungen, sondern für ihre gesamte Arbeit. Sie traute sich jetzt, einzelne Aufgaben an ihre Mitarbeiter abzugeben.

Sie selbst sagte am Ende unseres Coaching:

„Ich bin ausgestiegen aus meinem Hamsterrad. Ich habe erkannt, dass weniger immer noch genug ist. Ein wichtiger Schlüssel ist, meine „Über-energie“ und Geschwindigkeit unter Kontrolle zu bringen. Ich bin gesetzter und souveräner geworden. Die angewandten Erkenntnisse verändern mich und mein Umfeld langsam.“

Ihr ist es gelungen, ihre Angst zu überwinden, die sie blockiert hat. Sie hat Selbstvertrauen gewonnen und ihre Selbstzweifel überwunden.

Angst ist ein wichtiges Gefühl

Wir wollen keine Angst haben und versuchen deshalb, sie zu unterdrücken. Angst vor einer Prüfung kann uns in der Situation wacher machen, sodass wir zu Höchstform auflaufen. Doch ein Zuviel an Angst lähmt unser Gehirn. Angst ist nicht nur ein natürliches, sondern sogar ein überlebenswichtiges Gefühl. Sie will uns vor Gefahr beschützen. Wir sollten nicht versuchen, unsere Angst los zu werden, sondern sie als Information verstehen. Wenn man der Angst ins Auge blickt statt sie zu unterdrücken und versucht herauszufinden, wie realistisch und bedrohlich die Folgen sind, dann verliert sie an Schrecken. Das Paradoxe bei Angst ist:
Je näher man an die Angst herantritt, desto kleiner wird sie.

Angst vor dem Scheitern blockiert uns

Wenn der Satz „Ich bin nicht gut genug.“ die Gedanken bestimmt, führt das zu Stress. Es gibt zwei Arten, wie wir darauf reagieren. Viele versuchen, anderen und vor allem sich selbst, zu beweisen, dass sie es doch können und geraten in einen Aktionismus. Sie neigen dazu, alles perfekt machen und alles kontrollieren zu wollen, um ihre Angst zu besiegen. Sie geraten in eine Überforderung und schlimmstenfalls in einen Burnout. Andere wiederum lassen sich verunsichern, zögern Entscheidungen hinaus,  steigern sich in Selbstzweifel und geraten zunehmend in eine Lähmung. So wird die Angst vor dem Scheitern zur größten Blockade für ihr berufliches Weiterkommen und für ihre innere Zufriedenheit. Sie sabotieren sich selbst.

Die Angst vor dem Scheitern – unser größter Schmerzpunkt

Warum fürchten wir das Scheitern so sehr? Wir wollen vor allem unseren Erwartungen an uns selbst gerecht werden und unser Selbstbild aufrecht erhalten. Teilweise liegen Ursachen dafür sicher in erlerntem Verhalten in der Kindheit. Und: Wir haben Angst vor dem Urteil der Anderen. Menschen mit wenig Selbstvertrauen und einem niedrigen Gefühl ihres Selbstwerts sind unsicher im Hinblick auf ihre Fähigkeiten und im Hinblick auf ihre Stellung in einer Gruppe. Sie befürchten, …

  • den Erwartungen Anderer nicht gerecht zu werden
  • andere Menschen zu enttäuschen
  • dass geschätzte Menschen sich von ihnen abwenden
  • sie ihre eigenen (extrem hohen) Ansprüche an sich selbst nicht erfüllen.

Die gute Nachricht ist: Wir können unsere erlernte Angst vor dem Scheitern wieder verlernen.

Scheitern ist Ansichtssache

Gehören Sie zu den Menschen, die sich keine Fehler erlauben? Streng genommen dürften Sie dann nichts tun. Wer etwas tut, wird zwangsläufig Fehler machen. Nur wer nichts tut, macht keine Fehler. Misserfolge gelten bei uns als Scheitern. Dabei greift die Perspektive einfach zu kurz. In den USA sieht man jedes Scheitern als eine kostbare und nötige Erfahrung, ohne die Erfolg nicht möglich ist. Angst vor dem Scheitern entsteht erst durch die negative Bewertung von Scheitern.
Was ist denn ein Misserfolg oder gar Scheitern? Es ist das Nichterfüllen von vorher definierten – meist perfektionistischen – Erwartungen an sich selbst. Mit unrealistischen Ansprüchen an uns organisieren wir unser Scheitern selbst. Hinterfragen Sie Ihre eigenen Ansprüche an sich. Würden Sie Ihren besten Freund, Ihre beste Freundin ebenso scharf kritisieren, wenn etwas nicht wie erwartet geklappt hat? Ich buchstabiere F-E-H-L-E-R anders, als H-E-L-F-E-R. Jeder Fehler ist wichtig und langfristig betrachtet ist der Fehler von heute ein wichtiger Schritt auf dem Weg zum Erfolg. Versuch und Irrtum ist nach wie vor eine bewährte Erfolgsstrategie. Um es mit Sören Kierkegaard zu sagen: „Verstehen kann man das Leben nur rückwärts. Leben kann man es nur vorwärts.“

farbige Pyramide auf der Spitze stehend, auf grauem Hintergrund. Es ist Ansichtssache, ob ich etwas als Versagen oder als Chance für die Zukunft wahrnehme.
pixabay

Wie Sie die Angst vor dem Versagen überwinden – 5 einfache Tipps

Wir sehen Gefahren und Misserfolge vergrößert, wie unter einer Lupe. Wir nehmen sie stärker wahr als unsere Erfolge. In der Evolution war es überlebenswichtig wachsam zu sein, lauernde Gefahren zu erkennen und Misserfolge zu vermeiden. In unserer modernen Welt brauchen wir für herausfordernde Situationen und bei Veränderungen Selbstvertrauen und Resilienz. Die folgenden Tipps helfen Ihnen, der Angst entgegenzutreten:

1. Erfolge und Stärken sammeln

Setzen Sie sich hin und reflektieren Sie, welche schwierigen Situationen Sie erfolgreich gelöst haben. Notieren Sie für jede einzelne Situation, egal wie lange sie zurückliegt, was Sie dafür unternommen haben und welche Fähigkeiten und Stärken Sie dafür benötigt haben. Sie werden staunen, was Sie alles schon gewuppt haben. So stärken Sie Ihr Selbstvertrauen, so wie meine Klientin dann für sich spürte: „Ich weiß, dass ich es kann.“

2. Stärkenkultur entwickeln

Gehören Sie zu den Menschen, die die Stärken und Erfolge Anderer sehen und blind sind für Ihre eigenen Stärken? Das geht nicht nur Ihnen so. Dann hilft Ihnen dieser Tipp: Immer wenn Sie wieder eine Stärke oder Fähigkeit bei jemandem bewundern, geben Sie ihm das als Feedback. Sprechen Sie es laut aus. So weitet sich ihr Blick für Stärken – auch für Ihre eigenen.

3. Realitäts-Check machen

Haben wir Angst vor etwas, dann malen wir uns in unserer Fantasie die schlimmsten Katastrophen aus. Das lähmt uns. Stellen Sie Ihrer Fantasie ein paar Fragen: Wie realistisch ist es, dass das Schlimmste eintritt? Wäre das wirklich so schlimm? Was kann ich tun, um das zu verhindern oder abzumildern? Was kann ich im schlimmsten Fall tun?  Indem Sie erkennen, was Sie jeweils tun können, nehmen Sie der Angst das Übermächtige. Sie schmilzt förmlich zusammen.

4. Die Kraft von Ritualen nutzen

Angst bedeutet Stress und geht mit körperlicher Anspannung einher. Sie können Ihren Körper auch nutzen, um Ihren Angststress zu reduzieren. Entwickeln Sie ein Ritual das Ihnen hilft zu entspannen. Entspannt sich der Körper, dann weichen auch angstvolle Gedanken und Gefühle. Das können Stretching-Übungen, Entspannungsmusik, „Ihr Song“ oder eine Runde Joggen sein. Was hat früher geholfen, wenn Sie unter Stress waren? Probieren Sie es aus. Auch wenn es Kochen ist, entscheidend ist, dass es Ihnen hilft.

5. Einen Misserfolg akzeptieren

Das halte ich für die zentrale Fähigkeit: Halten Sie sich nicht mit dem Grübeln über einen Rückschlag auf. Analysieren Sie, was Sie daraus lernen können und schauen Sie nach vorne. Im Sport sind Niederlagen die Regel, der Sieg ist die Ausnahme. Selbst bei Top-Sportlern klappt nicht immer alles wie tausendmal trainiert. Das Geheimnis erfolgreicher Sportler ist, die Situation zu akzeptieren und – auch nach einem noch so großen Rückschlag – wieder aufzustehen. „Gewonnen oder verloren wird immer zwischen den Ohren.“

Fazit:

Die Angst zu Versagen will uns vor einer Gefahr schützen, doch sie kann uns auch blockieren. Wir können ihr etwas entgegensetzen und sie überwinden. Sprengen Sie die Ketten, die Ihnen Ihre Angst anlegt. Genießen Sie es, aus einem Gefühl von innerer Klarheit und Stärke zu agieren mit einem Satz wie: „Ich weiß, dass ich es kann.“

“Ever tried. Ever failed. No matter.
Try again. Fail again. Fail better.”

Samuel Beckett

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Titelfoto: depositphotos.com

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