In der Ruhe liegt Kraft

Ich liebe die Zeit „zwischen den Jahren“, die Zeit zwischen Weihnachten und dem neuen Jahr. Ich liebe die Abwesenheit von Geschäftigkeit. Es ist schön, mal nicht zu müssen. Das ist für mich die Zeit, mich einzuigeln und beim Lesen eines dicken Buches abzutauchen. Ich blicke dann auch gerne auf das Jahr zurück. Aus diesem Innehalten ziehe ich Kraft – genau wie der Volksmund weiß: In der Ruhe liegt die Kraft.

In der Ruhe liegt Kraft

Der schönste Urlaub in meinem Leben war keine Reise in ein fernes Land. Es war ein Retreat in Bingen, im Kloster St. Hildegard – jede Menge Zeit nur mit mir und nur für mich. Es war ein ganz individueller Retreat, ohne Anleitung oder Gruppe. Nur Yoga, Meditieren und Natur. Ich erinnere mich besonders an den ersten Morgen. Nach dem Frühstück hat es mich nach draußen gezogen. Ich bin so langsam gegangen, dass ich im normalen Getriebe als Hindernis beschimpft worden wäre. Plötzlich hatte ich eine niemals vorher erlebte Menge an Sinneseindrücken. Ich habe die Erde gerochen – in der Nacht hatte es geregnet – die dort anders roch als zu Hause. Sie riecht nach Weinreben, auch, wo gar keine sind. Den Klee auf der Wiese, den Wald, ich konnte vieles riechen und das, obwohl dieser Sinn bei mir nicht stark ausgeprägt ist. Mal knirschte der Schotter unter meinen Füßen, mal ging ich auf weichem Waldboden. Ich sehe heute noch diese eine Blumenwiese vor mir. Ich musste umkehren, weil eine Gewitterwand am Himmel stand. Vom Rückweg ist mir nur in Erinnerung, wie erstaunlich kurz er war. Da war nur diese Gewitterwand und die Sorge, vorher zurück zu sein. Wie unterschiedlich mein Erleben war: Beim achtsamen Gehen eine solche Fülle und als ich in Sorge war, habe ich nichts darüber hinaus wahrgenommen.

Durch Achtsamkeit habe ich Fülle und Reichtum erlebt und Kraft getankt. Noch nie vorher bin ich so voll innerer Freude und mit Energie aufgeladen nach Hause zurückgekehrt – nach ganzen vier Tagen.

Check-In bei mir machen

Vor lauter geschäftigem Tun sind wir oft stark nach außen orientiert und nicht bei dem, was in unserem Inneren passiert. Neulich, in einem Meeting mit Beraterkollegen war ich beim Check-In drauf und dran zu sagen, dass es mir gut geht. Erst durch deren Antworten ist mir aufgefallen, dass das überhaupt nicht stimmte: Ich war schon seit Tagen dabei, kurzfristig eine Woche Urlaub zu organisieren. Bloß weg, raus aus der vierten Welle. Der Fokus auf dem Tätigsein, dem Tun hindert uns oft, wahrzunehmen, was wir wollen und was wir brauchen.

Dezember – Monat der Fülle

Dieses Bild meiner Beraterkollegin hat mir auf Anhieb gefallen. Danke, liebe Katrin Greve. Worauf blicke ich zurück? Mit viel Elan bin ich in das Jahr 2021 gestartet. Ab Frühjahr würden wir Corona überwunden haben und das Business würde wieder voll anspringen. Nun ja, heute wissen wir es besser. Spannende Aufträge wurden immer wieder verschoben, manche sogar abgesagt. Mein Umsatzziel habe ich weit verfehlt. Das hat zwischendurch schon mal auf meine Stimmung gedrückt. Andererseits habe ich viel Neues auf den Weg gebracht. Seit einem Jahr bin ich Blogggerin. Jeden Monat poste ich einen Artikel und ich habe schon eine kleine Fan-Gemeinde. Inzwischen bin ich vorwiegend digital unterwegs – mit neuen, aktuellen Themen wie Führen auf Distanz oder Resilient in Führung. Auch privat ist es ein Monat der Fülle. Ich habe mal richtig Zeit, mit Freunden und meiner Familie zusammen zu sein, miteinander zu reden, zu essen und dem Herunterbrennen der Kerzen zuzusehen.

Loslassen und sich einlassen

Lebenskunst zeigt sich im Lassen, heißt es. Wir wollen so viele Dinge und verzetteln uns dabei. Haben wir uns gefragt, ob wir das wirklich – nicht nur vom Kopf her, sondern aus dem Herzen heraus wollen? Warum ist es so wichtig, das zu erreichen? Würde es uns glücklich machen, dieses Ziel zu erreichen?    Um das herauszufinden, brauchen wir innere Ruhe. So geben uns Phasen von Ruhe die nötige Kraft für unsere Vorhaben.

Es gibt Wichtigeres im Leben, als beständig dessen Geschwindigkeit zu erhöhen.

Mahatma Gandhi
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